7/02/2013

Aletschgletscher: ein Halbmarathon der keiner war...


So kann es auch aussehen - Dom und Matterhorn
im Abendlicht.

Obwohl nur noch knapp zwei Stunden lang, glich die Anreise ins Wallis mit dem öffentlichen Verkehr einer Weltreise - fünf Mal mussten wir umsteigen, haben aber dabei immerhin keinen einzigen Anschluss verpasst! Als letzte Etappe gings mit der Gondel hinauf zur Riederalp auf über 1'900 Meter, sehen konnte man von unserem Zielort allerdings nichts, dichter Nebel hüllte alles ein.

Riederalp im Nebel...
Der starke Regen war sich recht unsicher, ob er nicht vielleicht doch lieber Schnee sein wollte, und die Temparaturen lagen nur haarscharf über dem Gefrierpunkt. Gepaart mit einem Kratzen im Hals Grund genug für mich, die geplante Laufrunde zu streichen, und so gönnten wir uns mit einer Suppe und einem Besuch in hoteleigenen Saunabereich etwas Wärme.


Plan Ersatzstrecke Aletsch-Halbmarathon.

Am späteren Nachmittag hatten sich die heftigen Niederschläge zum leichten Nieselregen reduziert, gut eingepackt in viele Schichten machten wir uns auf den knapp halbstündigen Fussmarsch in Richtung Gondelstation Bettmeralp zur Startnummerausgabe. Dort erhielt Manuel nicht nur seine Startnummer, sondern auch noch Informationen zum geänderten Streckenverlauf. Aufgrund des schlechten Wetters mit einigem Neuschnee auf dem Bettmerhorn (dort, wo auf rund 2700 m.ü.M. das Ziel vorgesehen gewesen wäre) musste der Halbmarathon aus Sicherheitsgründen auf eine 15.2 km Runde mit nur 400 statt der geplanten 1050 Höhenmeter reduziert werden. Schade, denn die schönsten Teile der Strecke, die Umrundung des Riederhorns sowie der Anstieg zum Bettmerhorn auf dem Gratweg über dem Aletschgletscher, entfielen aufgrund dieser Kürzung. Aber Sicherheit geht selbstverständlich vor!

Nach einer kurzen, eher lustlosen Streiftour durch die beiden lokalen Sportgeschäfte machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Für das Abendessen mussten wir glücklicherweise keinen Fuss mehr vor die Türe setzen, wir hatten nämlich in der dem Hotel angeschlossenen Pizzeria reserviert. Dort genoss ich die teuerste Pizza meines Lebens (was etwas heissen will, für jemanden der sich Zürcher Preise gewohnt ist!) und Manuel ein Vitello Tonnato (ohne Halbmarathon & Höhenmeter hatte er keine Lust mehr auf Pasta ;)).

Obwohl auch im verkehrsfreien Aletschgebiet ein Elektromobil-Bustransport möglich gewesen wäre, gingen wir am Sonntag Morgen zu Fuss zum Start. Nachdem ich Manuel's viele wärmenden Zusatz-Kleiderschichten im Rucksack verstaut und ihn im ersten Startblock "abgeliefert" hatte, suchte ich, fast schon traditionellerweise, mein erhöht liegendes Fotoplätzchen rund 200 Meter nach der Startlinie auf. Immer wieder beeindruckend, wie das Feld mit Tempo Teufel losprescht, obwohl die Strecke von der Startlinie her ansteigend ist! Auf meinem Bild sind zuvorderst in der Mitte die drei Tagessieger zu sehen (#9, #382, #25, alle in Gelb).

Start des ersten Blocks.

Nach dem Start bei der Bergstation der Bettmeralp-Gondel führt die Strecke über eine 5km Schlaufe hinauf durch den Bettmerwald und wieder zurück hinunter zum Bettmersee. Dort konnte ich mir dieses Jahr viel Zeit lassen, denn die Strecke ging ja nicht hoch zum Bettmerhorn, sondern führte nach einer Schlaufe via Riederalp wieder zurück zur Bettmeralp. Ich konnte also, anders als in den beiden vergangenen Jahren, nicht nur Tagessieger Cesar Costa (mit Start-Ziel-Sieg zum vierten Mal in Folge Sieger) und die anderen schnellen Läufer des ersten Startblocks anfeuern, sondern nach der Passage von Manuel noch gemütlich stehen bleiben und zwei weitere Blöcke abwarten.

Manuel beim Bettmersee.
Pünktlich zum Zieleinlauf des Siegers traf ich beim Ziel ein - ganz im Gegensatz zur Lautsprecheranlage, welche knapp zu spät herangekarrt wurde. Nicht ganz zehn Minuten später kam auch schon Manuel ins Ziel, auf dem in diesem sehr starken Feld hervorragenden 35 Rang (15. Kategorienrang).

Zieleinlauf.

Während sich noch die letzten Läufer über die Strecke kämpften, waren wir schon wieder zurück auf der Riederalp. Die Sonne hatte sich inzwischen ebenfalls durchgesetzt, deshalb kramte ich die Trailschuhe hervor um noch eine Runde zu drehen. Manuel beschloss spontan, noch einige der "versäumten" Höhenmeter nachzuholen und mich zu begleiten. Natürlich rannte er die Steigung zur Villa Cassel hoch, wo ich nur noch ging, und anstelle meiner Tour um das Riederhorn gab es für ihn eine Gipfelüberquerung zur Rückseite. 

Riederalp vom Riederhorn-Rundweg her fotografiert.

Der Weg um das Riederhorn eignet sich hervorragend für Trail-Anfänger wie mich. Man muss zwar den Kopf bei der Sache haben, sonst endet man ganz schnell im Tal, aber die Steigungen sowie technisch sehr anspruchsvollen Stellen halten sich in Grenzen.

Blau, blau, blau blüht der... jaja, und so weiter.

Manuel mit der Aletsch-HM-
Finisher-Weste am Riederhorn.

Nach gut 8 km und einigen Höhenmetern wars auch für Manuel genug, und wir liefen unter den kopfschüttelnden Blicken verschiedener zurückkehrender Läufer zum Hotel. Dort war erneut ein ausgiebiger Besuch des Wellnessbereichs angesagt, diesmal mit atemberaubendem Blick durch die Fensterfront auf die Bergkulisse - kein Vergleich zum Vortag.

Zum Apero köpften wir die eigens mitgebrachte Flasche Sekt, was uns schon vor dem Abendessen einen kleinen Schwipps bescherte...

Sekt, mangels Kühlschrank im im eiskalten
Bergwasser gekühlt.

Zum Abendessen schafften wir es dann aber trotzdem noch aus unserem Hotel hinaus. Dieser "Effort" wurde mit einem super leckeren Abendessen im Hotel Riederhof und mit tollen Abendlicht-Fotos vom Matterhorn und anderen 4000ern belohnt.

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