11/28/2014

Küstenwechsel und Sturmschäden

Nach der schneereichen Taranaki-Wanderung gönnten wir uns etwas Erholung am Meer, am Fusse des Taranaki in New Plymouth. Die Gegend ist als Surf-Hochburg bekannt, und äusserst windig, wie am Wahrzeichen der Stadt, dem "Wind-Wand" zu erkennen ist. 

"Wind Wand"

Wir nahmen das kühle Wetter zum Anlass, mal wieder unser Kerzen-betriebenes Racletteöfeli auszupacken und ein improvisiertes Raclettessen in unserem Vorzelt zu veranstalten. Zwar mit einem Block Edam-Käse und einem Neuseeländischen Merlot, sonst aber recht authentisch.

Raclette-Essen im Vorzelt

Kleiner Exkurs zum Käse in Neuseeland: Es gibt hier zwar sehr leckere lokale Käse, unter anderem auch aus Schafs- oder Ziegenmilch, diese sind jedoch meist recht Reisebudget-unverträglich. Alternativ, und nach unseren Beobachtungen auch meistverkauft, gibt es grosse Blöcke à 500g oder 1kg (zu ca. 8-12 NZD). Diese gibt es in jeder Ladenkette sowohl als günstige Eigenmarke, als auch von verschiedenen weiteren Herstellern, und sie sind immer an einer anderen Stelle im Kühlregal zu finden, als die teureren Sorten. Was ebenfalls immer gleich bleibt, sind die vier verfügbaren Sorten: Cheddar, Colby, Edam und Tasty (=gereifter, rezenterer Cheddar). Wir haben meist einen Kiloblock Tasty oder Edam im Kühlschrank, um unseren doch recht grossen Käseverbrauch zu decken.

Am nächsten Morgen hatte der Wind abgestellt, so dass wir mein Geburtstagsfrühstück an der Sonne geniessen konnten - ganz ein neues Gefühl für ein November-Kind! Überhaupt zeigte sich das Wetter erstmals von seiner sommerlichen Seite, ohne Wind konnten wir gar in kurzer Hose und T-Shirt am Meer spazieren gehen. Am Abend gabs zum ersten Mal seit Reisebeginn Pizza, natürlich stilecht mit italienischem Wein in der lokalen Pizzeria.

Geburi-Zmorge :)

Die Wetterprognosen für die kommenden Tage waren dann aber wenig begeisternd, Regen, Hagel und kühle Temperaturen... So entschlossen wir uns spontan, die Küste zu wechseln und machten uns auf über den "Forgotten World Highway" in Richtung Osten. Der Highway war wirklich recht "forgotten", wir begegneten auf der landschaftlich wunderschönen, aber mit vielen Pässen und Kurven gespickten Strecke nicht allzu vielen Fahrzeugen! Etwa auf halber Strecke, im Dorf Whangamomona - entschuldigung, in der Republick Whangamomona - übernachteten wir auf dem bisher ungewöhnlichsten Camping. Sehr passend zu den auch recht ungewöhnlichen Einwohnern, welche aufgrund einer von der Regierung diktierten Regions-Grenzverlegung mitten durch ihr Dorf kurzerhand eine eigene Republik ins Leben gerufen haben. Präsident der Republik war auch schon mal ein Ziegenbock... Der Camping wird ausschliesslich durch Freiwilligenarbeit unterhalten, ist entsprechend günstig und diente während unserem Aufenthalt gleichzeitig auch noch dem Neuseeländischen Militär als Basis. Ausserdem standen sogar Outdoor-Fitnessgeräte zur Verfügung.

Outdoor-Fitnesscenter in Whangamomona

Am nächsten Tag fuhren wir weiter ins Landesinnere zum Lake Taupo. Der Ort Taupo ist mitten in Vulkangebiet gelegen und an allen Ecken und Enden finden sich heisse Quellen, so auch auf dem Camping. Wir liessen die wenig einladende Wanne aber zugunsten eines Runs entlang des spektakulären Waikato-Rivers zu den Huka Falls und den Craters of the Moon links liegen. Leider holte uns zu diesem Zeitpunkt das schlechte Wetter doch noch ein, zwar konnten wir den Lauf noch im trockenen beenden, der Wind legte aber bereits etwas zu, und für den Rest des Abends hat es dann "gschiffet was es abemag"! In der Nacht machte sich dann auch noch unser Vordach selbstständig, die Plane war glücklicherweise an einer Ecke in der Autotür eingeklemmt, sonst hätten wir sie wohl suchen müssen! So bauten wir unser Lager am Morgen in einer kurzen Trockenphase eiligst ab, und übersahen dabei meine Laufschuhe inkl. massgefertigten Einlagen, welche noch immer unter dem Auto standen... Die äusserst hilfreichen Besitzer vom Kiwi-Campground haben mir auf meinen verzweifelten Anruf hin die völlig durchnässten Schuhe getrocknet und per Paketpost nach Wellington zum Kiwi-Camping geschickt, wo ich sie eine Woche später beim Einchecken in Empfang nehmen durfte.

Im Garten der Abbey Cellars Winery

In der Zwischenzeit ging es für uns weiter nach Napier, der selbsternannten "Art-Deco-Hauptstadt". Wie versprochen war das Wetter im Osten deutlich sonniger und wärmer, nicht aber weniger windig! Zwar hatten die ewigen, wortwörtlich eiskalten "Southerlies" inzwischen auf Nordwest gedreht, dafür aber noch einen Zacken zugelegt. Nebst einem Bummel durch die Stadt durfte natürlich auch ein Besuch auf einem Weingut nicht fehlen, denn die Hawkes-Bay Region ist bekannt für ihre Weine. Nach einer Degustation bei "Crossroads" inkl. Einkauf einer Flasche Cabernet-Sauvignon besuchten wir kurz die "Sileni"-Winery. Dort haben wir uns allerdings mehr für die angebotenen Käsesorten als für die Weine interessiert. Einen letzten Stop legten wir im sympathischen kleinen "Abbey Cellars"-Weingut ein. Dort gönnten wir uns statt einer Degustation je ein Glas nach Wahl, welches wir im gemütlichen Garten der ehemaligen Abbey an der Sonne genossen. Da wir die einzigen Besucher waren, gesellte sich der Winery-Mitarbeiter für ein Gespräch über Europäische und Neuseeländische Weine, Neuseeländische Einwanderungspolitik und weitere spannende Themen zu uns.

DOC-Camping am Lake Waikaremoana

Für die kommenden Tage wurden in der Region Napier Sturmwarnungen herausgegeben - höchste Zeit für uns, nach Norden zum Te Urewera Nationalpark weiterzureisen. Am Lake Waikaremoana im gleichnamigen Camping bauten wir unser Busvorzelt auf, vorsichtshalber im Windschatten eines Hügels, denn auch hier waren kräftige Windböen angesagt. Der für einen DOC (Departement of Conservation) Camping sehr gut ausgerüstete Platz (warme Duschen und eine Küche!) sei in der Hochsaison recht bevölkert, wir fanden ihn aber beinahe menschenleer vor. Einzig zwei Entenfamilien besuchten uns am ersten Abend, Herr und Frau Ente mit 11 Wollknäueln spazierten unbeeindruckt mitten durch unser Camp, während eine alleinerziehende Mama Ente und ihre drei Teenie-Töchtern gleich in unser Vorzelt einzogen. Manuel brauchte seine ganzen Fähigkeiten als Entenflüsterer, um die vier Damen wieder zum Auszug zu bewegen.

Wollknäuel auf zwei Beinen


Gäste im Vorzelt

Hier gehts zum Ausgang!

Hö???

Am nächsten Morgen wehte ein kräftiger Wind über den See, wir konnten am Strand Böen gut über 100 km/h messen. Unser Platz erwies sich aber glücklicherweise als durch den Hügel wirklich recht gut geschützt. Nach einer kurzen Wanderung im Park gingen wir eben zurück in in Richtung Camping, als eine besonders heftige Böe uns beide einen Schritt zurückwarf. Ebendiese Böe war vermutlich durch den Berg derart verwirbelt worden, dass sie unser Vorzelt entgegen der eigentlichen Windrichtung aus dem Boden gerissen und in die Bäume geworfen hatte. So standen wir dann sprachlos vor einem riesigen Chaos: der Tisch lag in Einzelteilen im Wald verstreut, verbogenes Metall an Tisch und Stühlen, gebrochene Zeltstangen, gerissene Leinen, zerrissener Zeltstoff... :( Das Dachzelt hat die Böe aber glücklicherweise unbeschädigt überstanden.

Wanderung zum Wasserfall

Camping von oben

Sturmschäden

Nachdem wir aufgeräumt hatten, verbrachten wir den restlichen Samstag Nachmittag in der gemütlichen und recht gut eingerichteten Küche des Campings und versuchten uns darin, Nuss-Früchte-Riegel zu backen. Immerhin half der kräftige Wind dabei, unsere Wäsche schnell zu trocknen.

Früchteriegel backen

Windunterstützes Wäschetrocknen





Am Sonntag war für Manuel ein laaaanger Trainingslauf in Vorbereitung auf die Keppler Challenge angesagt - mehr dazu in einem separaten Blog.

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